Die Benchmarks: 2,3km, 655hm

655 Höhenmeter auf gerade einmal 2,3 Kilometer!

Das klang nach einer knackigen Herausforderung ganz nach meinem Geschmack!

Nur bergauf. Unten Start, oben Ziel. So würde ich immerhin schonmal keinen Muskelkater vom ungewohnten Bergabrennen bekommen. Die Anmeldung war nämlich genauso spontan wie die Trainingsvorbereitung (= 0).

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Knapp eine Woche zuvor hatte ich noch das 130km lange Mountainbike-Rennen „Grand Raid“ bestritten. Hier muss man nach ca. 7 Stunden Renndauer ebenfalls eine Lauf- (bzw. Trage-/Schiebepassage) von ca. einer halben Stunde absolvieren, allerdings machte mir dort noch das eher unhandliche 10kg Fully (was in meinem Fall gut 1/5 meines Körpergewichts entspricht) einen Strich durch die Kraft-Last-Rechnung. Und so freute ich mich diesmal umso mehr ganz ohne Zusatz-Ballast den Berg hinauf jagen zu dürfen.

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Als ich dann allerdings zum ersten Mal das Höhenprofil sah, musste ich beinahe lachen. Der erste Kilometer sollte annähernd flach sein. Grob überschlagen ergab das für die verbleibenden 1300 Meter eine Steigung von rund 50%!!! War das überhaupt möglich????

„Vielleicht muss man eher Krabbeln als Rennen“ scherzte ich (noch) gut gelaunt und voller Vorfreude am Tag zuvor. Hatte ich „Vertical-race“ in meinem Köpfchen doch irgendwie mit Berglauf verknüpft, sollte ich schon bald eines besseren belehrt werden…

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Der Start erfolgte als Einzelstart alle 30 Sekunden im Zentrum von Zermatt. Beherzt rannte ich los. Ahnungslos, was mich erwarten sollte, sobald ich den Startbereich und die anfeuernden Zuschauer hinter mir lassen würde. Meine Taktik war nicht allzu schnell loszulaufen, es würde schließlich noch steil genug werden, das war gewiss. Allerdings konnte ich kein bisschen einschätzen, wie lange das Rennen schlussendlich dauern würde…

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Einerseits sind 2,3km echt nicht viel und im Flachen in rund 10 Minuten machbar. Andererseits brauche ich schon mit dem Fahrrad ca. eine Dreiviertelstunde für rund 650 Höhenmeter im Gelände. Wie auch immer, eines war klar: es würde sehr sehr steil und noch viel härter werden!

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Der erste Kilometer war tatsächlich relativ entspannt,  bevor es dann scharf rechts, über einen Absatz geklettert, in den Wald ging. An Laufen war nicht mehr zu denken. Zunächst versuchte ich es noch mit zügigem Gehen, bevor meine „Technik“ schließlich in eine Mischung aus „Klettern“ und „Krabbeln“ überging. Es war so unfassbar steil, dass man unwillkürlich mit den Händen nach Halt und Unterstützung suchte. Die Profis hatten dafür Stöcke, allerdings hätten mir diese auch nicht wirklich weitergeholfen (hatte ich doch weder die Technik, noch die Erfahrung dazu).

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Inzwischen begriff ich, dass Vertical nichts, aber rein gar nichts, mit Berglauf zu tun hatte. Das Wörtchen „Lauf“ wäre hier schlichtweg fehl am Platz. Die Strecke glich vielmehr einer Wand und führte – durch Fähnchen markiert – senkrecht den Wald hinauf, wo sonst vermutlich nie eine Menschenseele laufen (bzw. krabbeln) würde. Selbst als Mountainbike-Downhill wäre die Strecke mit ihrem Gefälle und all den Absätzen unfahrbar oder schlicht lebensmüde gewesen.

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Als ich das Ziel völlig ausgepowert erreichte und meine Lungen auf 2286m Höhe in Sunnega wieder genügend Sauerstoff zum Lachen hatten, konnte ich erst einmal gar nicht damit aufhören. Es war so unfassbar durchgeknallt, das es schon wieder lustig war! Es war ganz einfach das verrückteste Event, an dem ich je teilgenommen hatte!

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Fazit:

Vertical ist nicht gleich Berglauf! Es ist eine ganz eigene Sparte, auf die sich ein paar Freaks spezialisiert haben. Mit der richtigen Technik, entsprechendem Equipment und angemessener Vorbereitung kann man sicherlich noch einiges herausholen. Für mich persönlich war die Erfahrung ohne den ganzen Schnickschnack dafür umso intensiver und wesentlich mehr wert! War es doch gerade die Ahnungslosigkeit, die mich im Ziel so derart zum Lachen über die vollbrachte 30-Minuten-Krabbel-Einheit brachte. Einen Reiz hatte ich definitiv gesetzt. Und die verdiente Flasche Tinto für den 1. Platz AK und den 8. Rang gesamt schmeckte mit dem ganzen Dreck unter den Fingernägeln umso besser! 🙂

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#vertical #ultraks #zermatt #ultrakszermatt #sportograf #teamsportograf #ausliebezumsport

 

Nachtrag: Am Tag darauf war ich übrigens mit meinen Lieblings-Sportografen an der Strecke des „Sky-Laufes“. Unfassbar was die Jungs und Mädels auf der 49km/3600hm (!!!) Distanz vom Ultraks Zermatt vollbringen. Vermutlich entschädigt die traumhafte Kulisse (zumindest ein bisschen) für die Strapazen, dennoch ziehe ich mit dem allergrößten Respekt meinen Hut vor allen Finishern!!! Ich bin gespannt, wann ich mich an diese Herausforderung heranwage… 😉

Hier ein paar Impressionen:

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