Alle guten Dinge sind drei

Seitdem ich das Grand Raid im Jahr 2015 zum ersten Mal gefahren bin, ließ es mich nicht mehr los. Es war furchtbar. Start war bereits um 6:30Uhr im Dunkeln und es war bitterkalt. Zwar hatte die Atmosphäre irgendwie etwas Mythisches, allerdings wusste ich zu diesem Zeitpunkt glücklicherweise noch nicht, was auf mich zukommen sollte. Gegen Ende des Rennens dann der unerwartete Wettereinbruch. Auf knapp 3000 Meter Höhe fegte ein eisiger Wind und der prasselnde Regen verwandelte sich zunehmend in Schnee. Völlig ko und alles andere als robust schlitterte ich nach 125km den letzten Dowhnhill in Richtung Ziel. Meine Knie schlotterten dabei so sehr, dass ich teilweise unfreiwillig aus dem Pedal klickte. Ob meine Finger die Bremse noch hielten oder nicht, spürte ich nicht mehr, stattdessen hörte ich hin und wieder ein Klacken, wenn mir der Bremshebel aus der kraftlosen Hand glitt.

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Das war also 2015. Die Platzierung nebensächlich. Stattdessen verbrachte ich danach zwei Stunden im Sani-Zelt, wo es literweise heiße Brühe und warme Decken bedurfte, um meine Körpertemperatur wieder herzustellen. Das Rennen wurde übrigens für die Fahrer hinter mir aus Sicherheitsgründen abgebrochen. Sie wurden später mit einem Helikopter vom Gipfel geborgen. Seither gibt es die Regelung, das Rennen bei vorhersehbar schlechtem Wetter von Samstag auf Sonntag zu verschieben.

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Überraschenderweise ließ ich mich 2016 dennoch wieder zu einem Start hinreißen. Mit einer Gruppe (robuster) Jungs fuhr ich von Freiburg aus zum Start nach Verbier. Alle mega euphorisch. Ich dagegen skeptisch. Der Wetterbericht sah schon wieder nur so lala aus. Mein Plan war also bis zuletzt die Wettervorhersage abzuwarten und erst dann zu entscheiden, ob ich tatsächlich starte. Ich startete. Mit viel zu vielen Schichten an. Aber besser schwitzen als wieder erfrieren. So der Plan. Das Ergebnis (Platz 6) war gar nicht so schlecht, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass bei besserem Wetter noch viel mehr drin gewesen wäre…

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Und somit kam es zu einem neuen Versuch 2017. Nach einer Woche Urlaub in den Alpen lag das Rennen quasi auf dem Rückweg unserer Reise. Nachdem wir allerdings mehrfach am Tag den Wetterbericht checkten, waren wir dann doch kurz davor lieber im warmen Italien zu bleiben. Besonders nach den Horror-Erfahrungen der letzten Jahre… Selbst die Veranstalter erkannten, dass es wohl vernünftiger wäre, den Start wegen der angekündigten Gewitter und starken Regenfällen um eine halbe Stunde nach hinten zu schieben.

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Aber wie so oft war der Ehrgeiz dann doch wieder größer und Freitag abend pinnten wir uns die Nummer ans Rad und Trikot. Wir verbrachten die Nacht low-budget in unserem Auto. Es war die Hölle. Der Regen prasselte auf unser Dach. Und das Donnern des Gewitters nahm uns sämtlichen Schlaf. Immerhin konnten wir eine halbe Stunde länger liegen bleiben. Draußen war es saukalt. Selten fiel das Aufstehen so schwer!
Das Warmfahren sparten wir uns, um noch ein bisschen länger im warmen Schlafsack zu bleiben. Stattdessen gab es den besten Cappuccino Verbiers. Top Vorbereitung 😉

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Der Rest ist schnell erzählt: nachdem am Start dunkle Wolken noch das Schlimmste befürchten ließen, klarte es allmählich auf und es kam tatsächlich die Sonne heraus. Ich fand einen ganz guten Rhythmus und fuhr konstant auf Platz 3. Am letzten Anstieg bei Kilometer 100 sah ich sogar noch die Zweitplatzierte Cornelia Hug vor mir, allerdings war der Respekt im Hinblick auf die enorme Distanz zu groß, als dass ich es gewagt hätte, zu ihr aufzuschließen und möglicherweise zu überzocken. Die finale Schiebepassage am Pas de Lona gab mir Recht. Oben angekommen war ich einfach nur unglaublich glücklich den letzten Dowhnhill auf Position drei liegend in Angriff zu nehmen. Ohne Risiko auf Sturz oder Defekt.

Podium beim legendären Grand Raid!!! Dem ältesten Bike-Marathon Europas und einem der längsten, härtesten, aber dennoch schönsten der Welt. 125 Kilometer und 5025 Höhenmeter. Verrückt! 🙂

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