…oder: 6 Tage Supertrails im Osten bei moderaten Kosten 😉
Gregor Golonko ist ein Verrückter. Es ist mit Sicherheit der verrückteste Veranstalter, den ich kenne. Nie werde ich unser Kennenlernen vergessen, wir tranken die halbe Nacht und weit über mein Limit, am nächsten Tag ließ er mich auf dem Rennrad stehen, als wäre es meine erste Ausfahrt auf einem Fahrrad.
Es war 2007 auf Gran Canaria, der Beginn einer Freundschaft, die bis heute andauert.
Acht Jahre lang fuhr Gregor als junger Erwachsener Rennradrennen in Belgien, ging zurück nach Polen und veranstaltete sogleich eines der ersten Mountainbike-Etappenrennen Europas. Ich versprach ihm, seiner Einladung zu folgen, schließlich bin ich ein Mountainbiker und kein Rennradfahrer.
Ganze sieben Jahre später sitzen Bernd und ich im voll bepackten Auto, kein weiterer Radhelm hätte mehr reingepasst. Während wir von Aachen nach Breslau düsen, machen sich zehn Freunde aus Freiburg ebenfalls auf den Weg. Ich habe ihnen von den Erzählungen der Fotografen gesagt, die die „Sudety Bike Challenge“ Jahr für Jahr fotografieren. Ich habe ihnen von den wilden Singletrails im Süden Polens erzählt, von ehemaligen Pfaden der Grenzpolizei an der tschechischen Grenze, die womöglich noch nie einen Mountainbike-Reifen gesehen haben, von der Gastfreundschaft, der Verpflegung und der internationalen Atmosphäre. Ich versprach was Gregor mir vor sieben Jahren wortwörtlich versprochen hat:
NO BULLSHIT – PURE MOUNTAINBIKING

Unsere Truppe könnte nicht bunter sein. Allen voran der Bernd, der letztes Jahr nicht finishen konnte (zwei tapfere Tage hat er sich geschlagen, eher er mit einem total dislozierten Mittelfinger aufgeben musste). Bernd´s Zielsetzung: FINISH!
Neben diversen „Normalos“ wie mir, die einfach nur eine gute Zeit haben wollten, bildeten Sönke Wegner und Benni „BJ“ Jörges aus Freiburg unsere Speerspitze. Ihr Ziel: Gewinnen oder Podium.
Mit so unterschiedlichen Zielen gestaltete sich das Miteinander höchst amüsant, von „ich esse alles, Hauptsache lecker und viel“ bis „ich bringe mein Frühstück aka veganes zementartiges Powerbrei in einer Kühlbox aus Deutschland für alle 6 Tage mit“ war wirklich alles dabei.

Phantastische Singletrails, gutes wie schlechtes Wetter, wilde Brücken, steile Abfahrten, nichts künstliches, rauh, rutschig, echt: so würde ich die Strecke beschreiben.
Alleine die Konzentration, die Abfahrten sturzfrei zu meistern, kostete eine Menge Körner.

BJ und Sönke lieferten sich ein Kopf an Kopf Rennen mit einem unfassbar starken Polen, der letztlich mit einem defekten Laufrad aussteigen musste.
„Hardtail und Sattel oben sind eben nicht die beste Idee bei dieser Strecke“, so Sönke, der mit einem XC-Fully mit absenkbarer Stütze unterwegs war.

Geistig hat mir am meisten die berühmte Passage entlang der Grenze zugesetzt, die der Sieger im Vorjahr mit einem – man staune! – 13er Schnitt bewältigt hat. Ich habe noch nie so viele Wurzeln gesehen. Das war für meinen Rahmen definitiv zu viel, ein Bruch der Sattelstrebe zwingt mich zum langen Boxenstop. Jens, unser Supporter und Crafter-Fahrer aus Freiburg, eilt tatsächlich zur Hilfe: ich bekomme Sönkes Ersatzrad und quäle mich die letzten 2 Tage auf einem eine Rahmengröße zu kleinen Hardtail ins Ziel.

Und um die Schindereien im rauen Terrain herum? Wir leben wie Könige. Die Veranstaltung ist für unsere Verhältnisse sehr preiswert, also buchen wir unisono Hotels mit Vollverpflegung. Manche sogar mit VIP Shuttle-Service. Es ist kein Rennen bei dem man die Massagen links liegen lässt. Ich weiß nicht, ob mein Oberkörper das sonst durchgestanden hätte. Die Gastfreundschaft der jungen Mannschaft rund um Gregor ist phänomenal.

„I know you from the Crocodile Trophy“ geht Andreas über die Lippen als er einen Down-Under-Leidesgenossen von 2013 wiedererkennt. Überhaupt scheint das Rennen ein Geheimtipp zu sein, denn sehr viele Teilnehmer kommen aus den entlegensten Ecken der Welt und ich frage mich immer wieder, wie sie von dem Rennen erfahren haben. Es muss die Mund-zu-Mund-Biker-Propaganda sein!

Sönke und BJ machen es unter sich. Nur knapp versetzt Sönke seinen Freund auf den zweiten Rang. Klarer Fall: das muss begossen werden 😉

Also zapfen wir nach dem Finish die letzten Energiereserven an und feiern in einer lokalen Disco in Kudowa Zdroj bis spät in die Nacht. So funktioniert Völkerverständigung ☺
2015 und 2016 gehen mir sämtliche Freunde und ehemalige Teilnehmer auf die Nerven: „wann fahren wir wieder nach Polen?“. Scheinbar hat der Virus auch meine Frau erreicht, die 2017 unbedingt starten will … hm was mache ich … eigentlich ein Nobrainer!
Wir sehen uns, happy Trails!
Euer Tom

Was: Sudety Bike Challenge 2017, 13. Ausgabe!
Wer: Mountainbiker aus Herz und Blut, SOLO oder im 2-er Team
Wann: 23-28 Juli 2017
Wo: Süden Polens an der tschechischen Grenze
Wie lange: Prolog + 5 Etappen
Wie weit: mit dem Auto ca 3h aus Prag, 5h aus Berlin und 4,5 aus Wien.
www (nochmal?): www.mtbchallenge.com
Ein Gedanke zu “Sudety MTB Challenge…”