4 Typen, 4 Ziele, 1 GRAND RAID

Vergangenen Samstag starteten vier Freunde beim ältesten MTB Marathon der Alpen, der 27. Austragung des legendären „Grand Raid“ von Verbier nach Grimentz.  

Ihre Zielsetzungen, Motivationen, Erlebnisse und Schlussfolgerungen konnten auf den 125km und 5025 Höhenmetern nicht unterschiedlicher sein, lest selbst 🙂

 

Tom Janas (Zeit: 8:22h)

  • 1. Welche Grand Raid Erfahrung?

2013 -> furchtbar, Wetterumbruch, Schneeregen auf 2800m, erfroren im Ziel. Zeit 8:42 enttäuscht

2014 -> Abbruch nach einem Drittel. Keine Form.

  • 2. Warum?

Seit ich denken kann hat mich mein bester Freund Axel mit dem Grand Raid Cristalp – so der damalige Name des Marathons – angesteckt und ich möchte unbedingt seine Bestzeit knacken.

Da es alleine langweilig ist, habe ich mich 3 Wochen vor dem Rennen angemeldet und meine Frau und 2 Freunde gefragt.

Mein Hardtail wurde eine Woche vor dem Rennen fertig (fahre sonst nur Enduro).

Warum Grand Raid? Die Mischung aus Landschaft, Strecke (schnell aber auch technisch), der magische Start in Verbier bei Dämmerung, die qualvolle Schiebepassage auf den Lona-Pass und die Belohnung danach (Abfahrt mit einer atemberaubenden Aussicht).

  • 3. Welche Zielsetzung ?

8 Stunden 16 Minuten 28 Sekunden

Leider habe ich aber 8:22 gebraucht 😦

  • 4. Was ging gut, was schlecht?

Die Vorbereitung war sicher nicht optimal. Mit Endurofahren und ohne im gesamten Jahr einen Marathon gefahren zu sein, trainiert man wohl nicht auf 8 Stunden lange Rennen 🙂

Im Rennen lief es gut. Aber nach 5 Stunden ist die Sattelaufnahme in der Sattelstütze leider kaputt gegangen und ich konnte nicht mehr sitzen. Ab da war es eine Qual. Die Tragepassage auf den Lonapass war in Folge dessen ein einziger Krampf.

  • 5. Was ist 2017? 🙂

Selbstverständlich will ich es noch einmal wissen. Ich hasse unfertige Sachen. Bei der Salzkammergut hat es ganze 10 Jahre gedauert von DNF 2002 bis zum Finish 2012 ;).

Im vierten Anlauf muss es klappen!

tom_grand_raid

 

Betty Janas (Zeit 8:26h)

  • 1. Welche Grand Raid Erfahrung?

2013 -> furchtbar, Wetterumbruch, Schneeregen auf 2800m, erfroren auf der Strecke, scheintot im Ziel, 3 Stunden im Sani-Zelt bis Körpertemperatur wiederhergestellt.

(Das Rennen wurde 2013 aus Sicherheitsgründen abgebrochen und niemand mehr zum Pas de Lona hinaufgelassen. Die Spitze war zum Zeitpunkt dieser Entscheidung allerdings schon durch.)

  • 2. Warum?

Es konnte nur besser werden und ich hatte schließlich noch eine Rechnung offen. Außerdem könnte es bei schönem Wetter genau mein Rennen sein! (Ich mag keine Konjunktive!!!)

  • 3. Welche Zielsetzung ?

Je nach Wetter:

a.) überleben!

b.) Einen raushauen.

  • 4. Was ging gut, was schlecht?

Die Beine waren top und Spaß hat es auch gemacht. Allerdings setzte nach 4 Stunden der Regen ein und ich dachte schon, das war’s! Mit zwei Regenjacken, Windweste, Langarmtrikot und Beinlingen war ich in diesem Jahr aber für alles gewappnet, ich wollte schließlich auf keinen Fall wieder ein Szenario wie 2013. Erstaunlicherweise wurde das Wetter dann doch besser als vorhergesagt und das An- und Ausziehen meiner vielen Schichten gestaltete sich zu einem kleinen Act vor jeder Bergauf-/bzw. Bergabfahrt. Die ohnehin völlig überfüllten Trikottaschen meines XS-Trikots (Essen, Handy und Autoschlüssel (für den nicht unwahrscheinlichen Fall eines wetterbedingten Aussteigens), Werkzeug und Gaskartuschen) machten das Procedere nicht gerade leichter … ☺ Egal, Hauptsache nicht erfroren!

Temperaturtechnisch war bei MIR also diesmal alles im Lot, nur schien meine Gabel irgendwie „eingefroren“ und wollte nicht mehr federn. Die letzte ruppige Abfahrt mit „Starrgabel“ war somit nicht gerade ein Genuss, aber das Ziel vor Augen und in Relation zur Gesamtzeit spielte das dann auch keine gravierende Rolle mehr. Naja, den 5.Platz.hätte ich trotzdem gerne noch gehalten… :-/

  • 5. Was ist 2017? 🙂

Nun ja, in Anbetracht der Umstände habe ich immer noch eine Rechnung offen und glaube nach wie vor, bei schönem Wetter wäre das Rennen genau meins! (Dann bitte ohne Konjunktiv….;-))

betty_grandraid

 

Hans-Joachim Kleine (Zeit: 9:29h) 

  • 1. Welche Grand Raid Erfahrung?

Ich hab das Rennen letztes und vorletztes Jahr für Sportograf fotografiert.

  • 2. Warum?

Irgendwie hatte dieses Rennen von Anfang an den Reiz mal wieder ein richtige heftiges Etwas zu sein, dass ich unbedingt bezwingen will. 5025 Höhenmeter auf 125km ist halt schon eine ganz schöne Duftmarke. Mein letzter Mountainbike Marathon war vor knapp 6 Jahren die Trans Schwarzwald. Danach haben meine Räder immer mehr Federweg bekommen und die Zeiten bergab wurden immer wichtiger.
Ich habe diese Jahr zwei Mountainbike Etappenrennen fotografiert und der Zieleinlauf auf den letzten Etappen, die Emotionen, die Freudentränen in den Augen der Teilnehmer, all das überkommt einen als Fotografen dann doch immer wieder. Man will es selber einfach auch fühlen, so total ausgelaugt und körperlich total am Ende endlich die Ziellinie zu erreichen und diesen Emotionenmix zu erleben, den wir sonst nur durch unsere Kameralinsen beobachten und fotografieren dürfen. Nicht umsonst starten immer wieder Fotografen bei fast allen Mountainbike-Etappenrennen, beim Spartan Race oder bei total verrückten Trailrun-Ultramarathons.

  • 3. Welche Zielsetzung?

5 Wochen vor Grand Raid:
Tom: „Ich fahre Grand Raid mit.“

Hans: „Hmmm, da hätte ich auch Lust drauf… ach komm ich fahre auch mit, nimm mich aus dem Fotografenteam raus.“

5 Minuten später, SMS an meinen Kumpel Pascal, der als Sportwissenschaftler das Münchner Radlabor leitet:
Hans: „Ich brauch deine Hilfe, ich fahre in 5 Wochen Grand Raid mit, Langstrecke und bin überhaupt nicht fit!“
Pascal: „Hormone?“ (Nein keine Midlifecrisis 😀 )

Die Voraussetzungen waren also nicht unbedingt „ideal“ und das Ziel war einfach nur anzukommen.

  • 4. Was ging gut, was schlecht?

Ach, ich glaube fürs erste Mal war‘s gar nicht so schlecht; aus wenig Training doch ziemlich viel rausgeholt. Den Tiefpunkt hatte ich am Anstieg zum Mandelon, weil mein Körper nicht mehr so wollte wie ich. Von da an habe ich mir die Strecke nur noch in Sportografen unterteilt. („Noch 250 Höhenmeter bis zum Björn… noch 200 Höhenmeter bis zum Björn… noch 300 Höhenmeter bis zum Colin… noch 150 Höhenmeter bis zum Colin… da oben am Pass ist der Christian… du siehst den Christian schon… „)
Die letzte Abfahrt war zum Schluss das absolute Highlight. Mit dem eingemeißelten Dauergrinsen im Gesicht, weil ich wusste, dass es jetzt eigentlich nur noch bergab geht und ich das Biest Grand Raid bezwungen habe, konnte ich es richtig laufen lassen und habe noch so einige Teilnehmer überholt…

  • 5. Was ist 2017? 🙂

😀 ja, zwei Tage nach dem Rennen und die Schmerzen sind schon wieder fast vergessen… Also ich glaube das war nicht mein letztes Grand Raid, das Rennen und die Qualen bis zum letzten Pass haben doch ganz schön Sucht-potenzial… Nächstes Jahr wieder? Vielleicht ja? 😀

hans_grandraid

 

Bernd Christoph (Zeit: 10:33h)

  • 1. Welche Grand RAID Erfahrung?

2005, 2006, 2007, 2014

  • 2. Warum?

2016 wollte ich eigentlich erstmalig den Ötztaler Rennradmarathon bestreiten, sowie Knochenmark spenden. Unglückliche Umstände verzögerten den OP-Termin dann unausweichlich in die Woche vor dem Ötzi, so dass ich diesen Saisonhöhepunkt kurzfristig fallen lassen musste. Die Enttäuschung über den entgangenen Ötzi war groß und so entstand die Idee, stattdessen gemeinsam mit Tom, Betty und Hans zum altehrwürdigen Grand RAID zu fahren, der kurz vor dem OP-Termin stattfand. Da aus medizinischer Sicht nichts gegen eine Teilnahme sprach, war es eine gute Gelegenheit, spontan ein tolles WE mit den Dreien zu verbringen und gleichzeitig eine Attacke auf meine persönliche Bestzeit zu reiten.

  • 3. Welche Zielsetzung?

Unversehrt durchzukommen und mit ein bißchen Glück eine neue PBZ im Gepäck mit nach Hause zu nehmen, die auch gerne mit einer 9 statt einer 10 beginnen dürfte.

  • 4. Was lief gut, was schlecht?

Problemfrei gefinisht und die Strecke bis Evolene genossen, aber wie so oft hat mir der alte Lona grinsend den Stecker gezogen und mir klar gemacht, dass er sich für mein Vorhaben doch erheblich mehr Performance erbittet.

  • 5. Was ist 2017?

Der Lona ist stur und genießt es, dem Hobbyfahrer seine bescheidenen Grenzen aufzuzeigen, aber so schnell gebe ich nicht auf, denn auch ich kann hartnäckig sein…

bernd_grandraid

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