Rock the Top! Zugspitzberglauf

Montag, ich steige aus dem Flugzeug. Ich komme direkt aus Vancouver. Dort bin ich zuvor 7 Tage Mountainbikerennen gefahren. Ich hatte dafür gut trainiert und war mit meiner Leistung sehr zufrieden.

Photo credit: Todd Weselake, BCBR
Photo credit: Todd Weselake, BCBR

Freitag, 5 Tage später. Ich habe den Jetlag überstanden. Meine körperliche Verfassung ist, trotz Raubbau der letzten Tage auf dem Rad, erstaunlich gut. Dennoch sehnt sich mein Geist nach Sonne und Baggersee… Hätte ich mich nicht bereits vor Wochen beim legendären Zugspitzberglauf angemeldet, ich würde nicht im Auto nach Ehrwald sitzen. Mein Bruder, ein begeisterter Läufer, hat mich dazu motiviert. Er hat sich für die, am gleichen Tag stattfindende, Marathonstrecke (42km 3965hm) angemeldet. Meine Laufvorbereitung für den Berglauf bestand aus einmal Nordicwalken.

Meine Erfahrung hat gezeigt, dass Mountainbiker immer gut bergauf laufen können.
Und so stehe ich pünktlich um 9:00 Uhr am Start in Ehrwald um nach 16km und 2195hm auf der Zugspitze zu stehen. Der Veranstalter (Plan B) hat vollkommen richtig die Entscheidung getroffen, das Rennen einen Kilometer früher auf dem SonnAlpin zu beenden. Das letzte Stück wäre eine Passage mit Drahtseilen gewesen. Aber mit Bedacht auf das einsetzende Gewitter am Nachmittag lebensgefährlich gewesen.

Bereits im Vorfeld habe ich mich mit dem Pflichtgepäck auseinander gesetzt. Ein Rucksack, klar! Trinkblase mit 1l Getränk, Jacke, lange Hose, Rettungsdecke und beschriftete Nahrung finden Platz im Rucksack. Beschriftete Nahrung? Die Gelpackungen werden mit der Startnummer versehen, so kann nachverfolgt werden, wer seinen Müll in der Natur entsorgt. Gute Idee, das sollte man mal beim Radrennen machen. Generell ist die Stimmung deutlich entspannter als bei Bikerennen.
Der Moderator muss die Läufer regelrecht dazu drängen, dass sie nach vorne an die Startlinie rücken.

Photo credit: Sportograf
Photo credit: Sportograf

„Das Rennen ist sehr ehrlich, was ich damit sagen möchte, Windschattenfahren oder einfach mal in der Abfahrt die Beine hochnehmen, das gibt es nicht. Jeder Meter ist harte Arbeit.“

Auch die Startphase ist verhältnismäßig ruhig. Jeder weiss, wer zu schnell angeht, der kann nur verlieren. Also trotten wir aus Ehrwald heraus und selektieren uns direkt am ersten Anstieg, der gleich so steil ist, dass wir mit großen Schritten gehen. Gruppen bilden sich. Das Uphillrennen ist unterteilt in mehrere Anstiege, die immer wieder durch Flachpassagen und Downhills unterbrochen werden. Wunderschön, um keinen echten Rhythmus zu finden. Ständig muss ich mich auf den wechselnden Untergrund einlassen. Mal Schotter, extrem steile Wiese oder auch Trails, die man auf allen Vieren bewerkstelligen muss. Die “Abfahrten“ sind für den Biker echtes Gift. Große Schritte und der ständige Impact auf die Muskulatur, das bin ich nicht gewohnt. Und ich gehe davon aus, dass ist der Grund, warum ich auch zwei Tage nach dem Rennen immer noch keine Treppe runterkomme.
Das Rennen ist sehr ehrlich, was ich damit sagen möchte, Windschattenfahren oder einfach mal in der Abfahrt die Beine hochnehmen, das gibt es nicht. Jeder Meter ist harte Arbeit.

Photo credit: Sportograf
Photo credit: Sportograf

Mit zunehmender Höhe, wird die Luft dünner. Mittlerweile befinde ich mich am Gatterl, das Tor von Österreich nach Deutschland. Die Grenze ist mit einem Drahtzaun gesichert. Von einem Weg kann man wohl nicht mehr sprechen. Ich stehe mitten in einer Geröllhalde und nur die rotmarkierten Steine lassen eine Ideallinie erahnen. Vorbei an der Knorhütte, bin ich froh, dass ich die letzte Verpflegungsstation ignorieren und meine Verfolger etwas distanzieren kann. Komplett nassgeschwitzt nuckle ich ständig an meinem Camelback und kämpfe mich über Schneefelder, vorbei an riesengroßen Schafen, die nur bedingt aus dem Weg gehen. Die Belastung kenne ich! Physisch am Limit leide ich, wie beim MTB Rennen. Aber es läuft! Das Ziel ist in Sicht.

Photo credit: Sportograf
Photo credit: Sportograf

Es sind ein paar wenige Betreuer, die die letzten Meter Spalier stehen. Vielleicht sollte man für die Angehörigen den Preis der Gondelfahrt auf die Zugspitze deutlich reduzieren für diesen einen Tag?!

Photo credit: Sportograf
Photo credit: Sportograf

Ich jedenfalls genieße meinen Zieleinlauf auf der Mondlandschaft aka SonnAlpin und freue mich meinen Bruder nach über 7 Stunden Laufzeit in Empfang zu nehmen. Aber zum Glück ist er ja bereits um 6:00 Uhr gestartet. Apropos Mountainbiker: Der unangefochtene Berglaufsieger ist ein sehr guter Mountainbiker. Andreas Seewald vom Team Centurion-Vaude hat dieses Jahr schon einige hochkarätige Bikerennen gewinnen können. Nun steht ein weiteres prestigeträchtiges Rennen in seinem Palmares.

Sønke Wegner

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s