Riders Illustrated – ungewöhnliche Sport-“Kunst

Wir trafen Boris von „Riders Illustrated“ auf der Eurobike 2015. Eigentlich waren wir eher an seinem coolen Kickboard mit Koffer interessiert. Nach zwei drei Sätzen, haben wir ihn eingepackt und sind weiter mit ihm auf eine der vielen coolen Parties am Donnerstag Abend auf der Eurobike gezogen. Angekommen, haben wir ihn bei Pizza und Bier ein wenig über seine coole Geschäftsidee ausgequetscht.

Hi Boris, erzähl uns etwas über Dich, für die, die Dich noch nicht kennen

Hi! Ich bin 37 Jahre alt und zeichne für mein Leben genauso gern wie ich auf dem Bike sitze. Als Kind war ich viel mit meinen Eltern beim Bergsteigen. Das Klettern in den Felsen hat mir dabei am meisten Spaß gemacht, nur die Wanderung bis zum Berg selbst allerdings nicht. Aus diesem Grund und auch weil ich mich schon beim ersten Anblick eines Mountainbikes sofort in die fette Optik verliebt hatte, bin ich um ca. 1990 umgestiegen auf mein erstes Bike. So ging das los. Mittlerweile bin ich eigentlich nur noch Mountainbiker.

Das Zeichnen wurde mir Gott sei Dank schon in die Wiege gelegt. Ich zeichne also schon seit meiner frühesten Kindheit. Daher war schon sehr früh klar, was ich beruflich einmal machen möchte.

Vor 14 Jahren hast Du mit Riders Illustrated angefangen, wie kam es zu dieser Idee?

So ganz genau lässt sich das gar nicht sagen, denn als Bikefan der ersten Stunde habe ich schon in meiner Kindheit damit begonnen, Bikes zu entwerfen, Bikemotive zu zeichnen und auch Athleten zu portraitieren. So gesehen, gibt es RIDERS ILLUSTRATED also irgendwie schon seit damals. 2003 habe ich mich dann nach meiner Ausbildung zum Grafik-Designer und ein paar Jahren Arbeit in Werbeagenturen selbstständig gemacht. Zu Beginn ging es erst viel um allgemeines Grafikdesign und Illustration, aber auch schon des öfteren um Bikemotive. Da habe ich dann schon angefangen, Bike-Stars zu portraitieren. Ich habe dann 2005 noch ein Jahr lang für das deutsche Jugendmagazin BRAVO mit einem anderen Zeichner zusammen einen Comic gezeichnet. In der Zeit habe ich sehr viele internationale Stars in Comicform illustriert. Das war dann die letze Zündung und so richtig los ging es dann 2007, als ich nach und nach gezielt Bike-Profis in meinem mittlerweile sehr markanten Zeichenstil gezeichnet habe der sich zwar ständig weiterentwickelt, aber vom Grundprinzip her ist er mittlerweile etabliert und sehr beliebt. Mittlerweile arbeite ich hauptsächlich für die Bikebranche und habe in der vergangenen Zeit mit RIDERS ILLUSTRATED eine einzigartige Marke geschaffen, die unseren Sport weltweit pusht.
Das Feedback der Leute ist richtig super, was mich sehr freut und wofür ich sehr dankbar bin, denn ich wollte unbedingt in der Bikebranche arbeiten und dort etwas machen, was es bis dahin noch nicht gegeben hat.

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Haben sich einige Dinge geändert in der Zeit, wo Du Riders Illustrated machst?

Ja und nein. Ich habe zwar schon früher viele Leute auf Anfrage portraitiert, und mittlerweile ist das eine meiner Hauptbeschäftigungen geworden. Ansonsten habe ich früher wie gesagt einfach sehr viel allgemeine Dinge illustriert. Zum Beispiel waren da ganz sachliche Anleitungen zum Bäume schneiden oder Blumen pflanzen darunter, oder auch Kinderbücher. Aber ebenfalls viel Grafik-Design, wie Logos, Kataloge, Flyer usw. Jetzt mache ich das zwar immer noch, aber die Bikebranche ist eindeutig mein Schwerpunkt. Und ganz allgemein hat sich mein Stil natürlich auch stark verändert und weiterentwickelt. Bei jedem Projekt lerne ich etwas neues dazu und treffe so viele neue, inspirierende Menschen, auch das beeinflusst mich. Und genau das ist es, was ich an diesem Job, der meine Berufung ist, so liebe. Es wird nie langweilig und der Horizont im Kopf wird ständig größer und breiter.

Warum zeichnest Du gerade mit dieser „lustigen“ Art die Sportler?

Weil es das in der Form so bis dahin noch nicht gegeben hatte. Und wie gesagt, wollte ich etwas machen, was bisher noch keiner vor mir auf so eine markante Art gemacht hat. Mittlerweile gibt es sogar hin und wieder jemanden, der das auch versucht. Aber zum Glück bin ich das Original. 😉 Ich mache das auch nicht einfach nur so um Geld zu verdienen, sondern weil es meine absolute Leidenschaft ist. Und ich bin sehr glücklich, wenn die Menschen diesen Unterschied zwischen Kopie und Original auch bemerken. Bei mir steckt sehr viel Herzblut in meinen Zeichnungen, da ich, wie du weisst, schon seit meiner Kindheit auf dem Bike sitze. Um eine Zeichnung authentisch wirken zu lassen ist es wichtig zu wissen, wie man sich auf dem Bike bewegt, in die Kurve legt, usw. Und da das ganze ja auch immer mit viel Style verbunden sein will, kommt der natürlich auch bei meinen Zeichnungen nicht zu kurz. Da verbinden sich einfach zwei sehr starke Hobbies mit viel Liebe miteinander. Ausserdem wollte ich natürlich auch den Sport mit weiter vorantreiben und positiv auf ihn aufmerksam machen.

Was machst Du sonst so neben Deinen Cartoons?

Da gibt es sehr viele andere Dinge, wie Logodesign, Flyer-, Katalog-, Postergestaltungen, Webdesign oder eben auch Dekor-Designs für Bikes und Autos. Auch Helm-Dekore habe ich schon entworfen. Die GHOST Kidbikes und die dazu passenden Helme stammen zum Beispiel von mir. Den 2010er TUNE-Katalog habe ich komplett gezeichnet. Das ist ein richtiger Comic-Band geworden. Für iXS habe ich lebensgroße Figuren von einigen Bikestars gezeichnet, die dann auf den Events jeweils an den Ständen zu sehen waren. So etwas ist dann auch für TREK mit den GravityGirls entstanden. Für SHIMANO habe ich mittlerweile schon drei große Poster entworfen. Und die meiste Grafik im Zusammenhang mit 66sick ist ebenfalls von mir. Am Bekanntesten sind da die Sättel. Natürlich entstehen diese Arbeiten immer in Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Auftraggeber. All das und noch viel mehr findet man einfachsten auf meiner Website www.ridersillustrated.com oder auf Facebook. Ansonsten habe ich aber auch noch Kunden ausserhalb der Bike-Szene, für die ich regelmäßig arbeite. Das ist dann eine schöne Abwechslung, um auch mal andere Impulse zu erhalten.

Sportograf @ EuroBike 2015
Boris from Riders Illustrated normally draws cartoons from riders, or you. This time he pimped our backpack. ‚Sunshine ride‘

War es schwierig für Dich Selbstständig zu werden? Welche Hürden kamen Dir in den Weg?

Sehr gute Frage. Da ging es mir wohl wie allen, die sich selbstständig gemacht haben in Deutschland. Man muss natürlich die Voraussetzungen erfüllen, die die Grundlage dafür sind. Dann sollte man sich mit Buchhaltung, Selbstorganisation und Marketing auskennen. Zum Glück habe ich dahingehend im Vorfeld viele Jahre passende Ausbildungen gemacht. Ansonsten braucht man Startkapital und die Arbeit sollte am Ende so viel Gewinn bringen, dass es Sinn macht und man davon leben kann. Es gibt oftmals die falsche Annahme, dass man mit einer Selbstständigkeit einfach und schnell sehr reich werden kann. Die harte Realität sieht meistens anders aus. Man muss schon sehr viel Leidenschaft mitbringen, um jeden Tag ohne einen Chef, der einem in den Hintern tritt oder zum Arbeiten “zwingt”, die Disziplin aufzubringen, um auch wirklich langfristig erfolgreich zu sein. Eine 50 – 60 Stunden-Woche und wenig Urlaub ist jedenfalls bei mir nicht selten der Fall. Hohe laufende Kosten kommen dazu. Dennoch macht es mir großen Spaß, da ich alles frei entscheiden kann. Zu einem Sponsor würde ich dennoch nicht nein sagen. Das würde alles etwas entspannen. 😉

Wie nimmt die Biker-Szene Deine Arbeit an?

Grundlegend ist es einfach super, in dieser Szene und Branche zu arbeiten, sonst würde ich es nicht tun. Das Feedback ist wirklich immer grandios und die Menschen, die man so trifft sind alle sehr entspannt und nett. Nur ab und zu bemerke ich, dass manche es nicht so ganz nachvollziehen können, wie viel Zeit, Aufwand, Kosten und Anstrengung in meiner Arbeit steckt. Da wird gerne mal der Preis etwas gedrückt. Ich bin immer bereit, jemandem entgegenzukommen, wenn das möglich ist, aber gratis kann ich leider nicht arbeiten. Das würde wohl auch kein anderer. Denn letzten Endes ist es trotz der Tatsache, dass es mir großen Spaß macht was ich tue, am Ende des Tages eben doch sehr anstrengend und viel freie Zeit für mich selbst bleibt mir meist nicht. Da ist es dann umso schöner, wenn die meisten meiner Kunden den Wert meiner Arbeit erkennen, schätzen und angemessen honorieren.
Ansonsten bekomme ich wie gesagt immer wieder richtig tolle Rückmeldungen und ein paar Interviews habe ich auch schon diversen Szene-Magazinen geben dürfen. Für das Interesse und der Support der Szene bin ich also sehr dankbar.

Bo1

Hast Du noch irgendeinen Tipp für unsere Leser auf Lager?

Absolut. Live your dream, trifft es doch gut. An sich selbst glauben und positiv denken ist meine Devise. Nichts geschieht ohne Grund und auch Rückschläge sind etwas, was einen letzten Endes nach vorne bringt, bzw. auf den für einen selbst richtigen Weg. Grundsätzlich hat jeder Mensch irgendein Talent. Nicht bei allen ist es so offensichtlich wie bei mir. Aber wenn man sich selbst genau hinterfragt und beobachtet kommt man immer zu einem Ergebnis. Davon bin ich überzeugt. Wenn man dann seine Energie und Leidenschaft in diese Richtung lenkt, wird man sicher auch darin erfolgreich sein. Und falls es schon andere gibt, die dasselbe tun, dann sollte man eben wenigstens seinen eigenen Stil finden, der sich von den anderen klar abhebt. Und damit wird man dann bestimmt auch Menschen finden, die diesen Stil lieben. Es gibt für jeden Topf einen Deckel. Ich hätte auch sagen können, es gibt doch schon so viele Illustratoren, Zeichner und Grafiker, warum braucht die Welt also mich? Nun, ob die Welt mich braucht, weiss ich nicht, aber ganz offensichtlich gefällt einem Teil dieser Welt das, was ich mache sehr gut. Weil ich meine eigene Nische gefunden, meinen eigenen Stil entwickelt habe bzw. meinen eigenen Weg gehe, niemanden kopiere und versuche, mich ständig neu zu erfinden. Wenn man sich dann selbst auch immer wieder mal hinterfragt sind das wohl die besten Voraussetzungen, Erfolg zu haben mit dem, was man tut und liebt.

www.riders-illustrated.com

 

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