Februar 2022 – die Vorfreude auf die kommende Eventsaison wird größer, als plötzlich die Frage gestellt wird, wer den Birkebeiner Skilanglauf in Norwegen fotografieren möchte. Der Zeitraum passt perfekt, Donnerstag, den 17. März bis Sonntag, den 20. März. Bereits in der Ausschreibung die Info: „Es gab bereits Jahre mit -24 Grad, seid also vorbereitet.“
Glücklicherweise darf ich bereits Donnerstag anreisen und Events an zwei Tagen fotografieren. Zwei Wochen vor dem Event plane ich, wie viele Schichten Kleidung wohl in den Koffer passen, um an beiden Tagen bei extrem kalten Temperaturen nicht zu frieren. Eine Woche vor Abflug ein erster Blick in die Wetter App – Glück gehabt. Tagsüber bis zu 8 Grad und strahlender Sonnenschein.
Am Donnerstag geht der Flug nach Oslo, von wo aus es dann mit dem Auto weiter geht Richtung Lillehammer. An diesem Tag ist das Wetter noch katastrophal, 2 Grad und Schneeregen, unrealistisch scheinen die vorhergesagten 7 Grad bei Sonnenschein. Nach unserer Ankunft in der norwegischen Hütte geht es noch in den nächsten Supermarkt, um etwas Eventverpflegung zu kaufen. Bereits bei dem ersten Blick auf ein Preisschild erinnere ich mich wieder, wie teuer Norwegen ist.
Nach einem Besuch in der benachbarten Pizzeria lassen wir den Abend noch gemütlich ausklingen.
Am ersten Eventtag findet das SkøyteBirken, TurBirken und StafettBirkenstatt, welche wir zu fünft begleiten. Da die Abfahrt zum Eventgelände erst gegen 9.00 ist, startet dieser Tag ungewöhnlich spät. Daher klappt auch der Start in den Morgen ohne Probleme. Mein Spot liegt mitten im norwegischen Niemandsland an einem zugefrorenen Fluss mit einer von den Skilangläufern zu überquerenden Brücke. Die Landschaft ist rundum schneebedeckt. Beim Versuch meinen Rucksack abzulegen, merke ich erstmals um was für Schneemengen es sich hier handelt. Der erste Schritt abseits der präparierten Piste lässt mich bis über dem Knie im Schnee versinken. Zu diesem Zeitpunkt habe ich mir noch wenig Gedanken gemacht, in welchem Umfang mich dieser Tiefschnee noch betreffen wird. Das Einrichten eines bequemen Sitzplatzes mit Stuhl und Stativ wird hier zur Tagesaufgabe.

Zum ersten Mal muss ich, bevor die ersten Teilnehmer kommen, noch meine Lichtschranke aufbauen und startklar machen, was auch relativ problemlos klappt. In diesem Tiefschnee wird das Aufbauen des Campingstuhls und des Kamerastativs zur Herausforderung. Gegen 11.00 Uhr kommen dann auch die ersten Teilnehmer von insgesamt ca. 1100 Skifahrern, die meinen Spot passieren sollen. Der Tag verläuft ruhig aber relativ pausenlos, da ich 2 Kilometer vorm Ziel sitze. Das Wetter könnte mit 8 Grad und wolkenfreiem Himmel kaum besser sein, weshalb meine großzügig eingepackte Kleidung im Rucksack bleiben darf.

Gegen 16.00 Uhr wird die Sonne langsam schwächer, was sich aber auch am Kältegefühl sofort bemerkbar macht. Teilnehmer kommen nur noch sehr vereinzelt. Darüber hinaus sind diese auch nur schwer von Freizeitfahrern zu unterscheiden, da die Strecke nicht abgesperrt ist. Gegen 17.00 kommt die Info, dass die letzte Teilnehmerin auf dem Weg zu meinem Spot ist und von 2 Schneemobilen begleitet wird. Während des Wartens auf diese zerbricht mir dann mein schöner neuer Campingstuhl. Und das obwohl am nächsten Tag das zweite Event mit ca. 6.000 Teilnehmern ansteht, mehr als ärgerlich…
10 Minuten später kommt dann auch die letzte Fahrerin und nun ist Abbauen angesagt. Bei Ankunft in der Hütte hat die heute angekommene zweite Teamhälfte das Essen bereits gekocht und nur noch auf uns gewartet. Was gibt es Schöneres, nach einem anstrengenden Eventtag?
Abends besprechen wir noch die Taktik für den zweiten Eventtag und sitzen einige Stunden zusammen, bevor am Samstag der Wecker 5.00 morgens klingelt. Wie so oft, klappt das Aufstehen aber dank einer Tasse Kaffee recht gut. Zu fünft im Auto machen wir uns auf den Weg zu unseren Spots. Einige Kilometer vor unserem ersten angepeilten Ziel, versperrt eine aufgetürmte Schneemauer unseren Weg – kein Umfahren möglich. Es ist also Improvisation angesagt. Daher steigen wir zu dritt in der Nähe meines geplanten Spots aus und die anderen beiden suchen sich neue Spots, von welchem aus ebenfalls hervorragende Teilnehmerfotos entstanden sind. Auch am zweiten Tag fotografieren wir auf der zweiten Hälfte der Strecke.
Nach einem knappen Kilometer laufen finde ich den im Vorhinein mit dem Veranstalter abgesprochenen Spot an einer RedBull Station – Jackpot! Verpflegung mit Energy in unbegrenzter Menge. Auch heute baue ich meine Lichtschranke auf und bereite mich weiter auf die ersten Teilnehmer vor. Um mich drum herum mehreren sich zunehmend die norwegischen Zuschauermassen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Events stehen diese nicht einfach nur am Rande der Strecke. Viele von ihnen graben sich mit Schaufeln Bänke in die Schneemassen und bringen eigene Grills mit. Gegen 9.45 Uhr höre ich einen Helikopter, dieser begleitet und filmt die ersten Skifahrer. Als diese hinter einer Kurve auftauchen, schreien hunderte Menschen um mich herum „Heia! Heia! Heia!“. Diese Rufe begleiten mich den gesamten Tag hinweg, bis zur letzten Teilnehmerin. Anfangs kommen die Skifahrer noch in relativ gebündelten Gruppen, diese zerstreuen sich aber innerhalb der nächsten Stunde zunehmend. Dann fahren diese meist nur noch einzeln den von mir abgedeckten Berg hinauf, dafür jedoch pausenlos im 10 Sekundentakt. Bereits mit den ersten Teilnehmern werden von allen umstehenden Zuschauern die Bierdosen geöffnet und Sektflaschen geköpft. Es verstreicht Stunde um Stunde und das ein oder andere witzige Gespräch mit den angeheiterten Norwegern bei ebenfalls wieder perfektem Wetter. Ab ca. 15.00 Uhr werden die Zuschauermassen wieder etwas lichter aber die Stimmung bleibt weiterhin sehr motivierend. Mit einer Gruppe von 6 Norwegern komme ich bei den länger werdenden Pausen zwischen Teilnehmern immer wieder ins Gespräch. Gegen 17.00 Uhr bekomme ich vom RedBull Veranstalter die Information, dass ab 17.30 Uhr der vor mir liegende Streckenabschnitt geschlossen wird, der Feierabend ist also in Sicht. Nachdem die letzte Teilnehmerin passiert ist, trinke ich mit den Norwegern noch ein Abschlussbier und mache mich auf den Weg zum Sammelpunkt, von wo aus wir wieder zurück in die Unterkunft fahren. Auch den dritten und letzten Abend lassen wir nach dem Abendessen gemeinsam ausklingen.


Am Sonntag heißt es dann auch bereits wieder Rückflug antreten – der Tag startet 4.00 Uhr morgens. Alle Sachen packen, ein kurzes Frühstück und schon sind wir auf der Rückreise nach Deutschland in den Alltag.
Wie alle bisherigen Events war auch der Birkebeiner 2022 ein tolles Wochenende an dem ich neben den bereits bekannten Gesichtern auch viele nette Leute treffen durfte und eine Vielzahl interessanter Gespräche geführt habe.
Alles in Allem ein super Start in die neue Eventsaison!