DM in MTB Marathon 2015 in Furtwangen – ein zwei Rennberichte

Mathias Frohn, Deutscher Meister in MTB Marathon Masters, und sein Firebike Teamkollege Günter Reitz, Vize DM Masters2, schreiben ihre Erlebnisse und Eindrücke zur deutschen Meister MTB in Furtwangen. Lest selber, wie die beiden an ihren Erfolg gekommen sind und wie es ihnen unterwegs erging.

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Mathias Frohn – Deutscher Meister in MTB Marathon Masters

Mathias (30) und die Jagd auf Gold

Mathias und die Jagd auf Gold

Während ich mich frage, wer da meine Nachtruhe stört, blinzle ich auf die Uhr: 4 Uhr in der Früh!-
…und Teamkollege Peter beginnt mit der Nahrungsaufnahme. Meinen Wecker hatte ich immerhin eine halbe Stunde später gestellt, hatte mich die Kirchtumglocke (der Preis für die Zentrale Lage im Ort) doch im Viertelstundentakt immer wieder daran erinnert, dass die Nacht eh viel zu kurz sein wird (der Preis für die Teilnahme am DM Rennen).
Naja, jetzt bin ich sowieso wach. Ein kurzer Blick durchs Zimmer: Ja immer noch vier (!) Betten. Da hat das Hotel mal schön die Situation ausgenutzt, dass jede Menge anspruchslose Biker an diesem Wochenende vor Ort sind und die Zimmer unter dem Vorwand von Renovierungsarbeiten doppelt belegt. Dafür gibt es Frühstück schon ab Sieben Uhr (da ist aber bereits der Startschuss).
Also koche ich mir meinen Tee und die Haferflocken auf dem Nachttischchen.
So langsam versammelt sich die übrige Mannschaft am mit Campingmöbeln improvisierten Frühstücksbuffet. Alles etwas beengt, aber es mangelt an nichts. Über den Rand meiner „Haferpampenschüssel“ beobachte ich etwas neidisch Teamkollege und Supporter Sascha beim „Nutellabrötchenschmieren“.
Routiniert wird sich angezogen, Startnummer und Höhenprofil am Rad befestigt und vor die Tür getreten. Immerhin die Temperaturen spielen heute morgen mit. Beim Streckentraining einige Tage zuvor hatte es noch nachts gefroren und so war die Reisetasche durch die Winterklamotten doppelt so schwer ausgefallen wie bei allen anderen Rennen in diesem Sommer.
Über Fahrradbeleuchtung könnte man sich Gedanken machen aber bis zum Start um Sieben Uhr besteht noch die Hoffnung, dass es heller wird.

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Die Masters 1 Kategorie, in der ich starte, wird hinter dem Elitefeld aufgestellt. Gestartet wird zeitgleich, d.h. von Beginn an wird gedrängelt und geschoben, während der Pulk die ersten Sieben KM flach über Schotter mit 45KM/h dahinrollt.
Vom ersten Berg an versuche ich Druck zu machen. Dennoch liegt die Masterskonkurrenz nach der ersten ruppigen Abfahrt und der Engstelle an der Linachstauseemauer ein Stück vor mir. Da kommt es mir gelegen, dass Teamkollege Peter das Feld von hinten aufrollt und ich mich mit aller Mühe an ihn dranhängen kann. Eine Auffahrt und eine Abfahrt später, die Zunge hängt mir aus dem Mund, kapituliere ich vor Peters Tempo. Zwar ist eine Lücke zur Konkurrenz entstanden aber 120KM mit 3100hm wollen gut eingeteilt sein. Ich schließe mich mit den übrig gebliebenen Fahrern zusammen, nur um dann festzustellen, dass diese nicht an einer frühzeitigen Gruppenbildung interessiert sind. Wohl oder übel muss ich mit ansehen, wie die Konkurrenz wieder aufschließt und so rollt wieder ein kleines Feld das kommende Flachstück entlang.
Es dauert eine ganze Weile bis mir das Streckenprofil an einer fiesen Schotterrampe die Möglichkeit gibt, das Feld zu selektieren.

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Einige Minuten im roten Bereich und ich sehe erleichtert, dass nur noch eine Handvoll Fahrer folgen konnten, die Masterskonkurrenz scheint distanziert. Die Gruppe läuft gut, so habe ich mir das vorgestellt, frohlocke ich!
Doch einige KM später taucht die Führungsgruppe auf, in der Platt und Co. einen Plausch halten. Von Teamkollge Peter, der es vor mir zu dieser Gruppe geschafft hatte, erfahre ich später, dass die obligatorische Pinkelpause schon abgehalten wurde. Es ist zum verrückt werden, schon wieder rollen von hinten weitere Fahrer heran, die wir vorher mühsam vom Hinterrad gefahren haben.

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Die Verschnaufpause dauert jedoch nicht lang, Team Bulls attackiert und alles fliegt auseinander. Wieder konzentriere ich mich auf Peters Hinterrad. Einige KM später muss ich feststellen, dass dieser aber selbst in der Ebene und in der Abfahrt derart hart fährt, dass ich aus reinem Selbsterhaltungstrieb die Gesellschaft der Gruppe direkt hinter mir vorziehe. Da passt das Tempo und so fahren wir langsam aber sicher dem Scharfrichter des Schwarzwald Bike Marathons entgegen: Dem Anstieg von Gremmelsbach zum Gasthaus Staude mit über 400 Höhenmeter. Zwar sind es ab da noch über 30 KM bis zum Ziel aber in einer guten Gruppe kann man diese eher gemäßigten restlichen Berge noch gut überstehen. Ich finde einen guten Rhythmus und in der Gruppe, die sich in den KM nach dem größten Anstieg neu gebildet hat, wechselt man sich in der Führung ab.

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Die Vier Stunden Marke rückt immer näher und plötzlich erweisen sich die so genannten „gemäßigten“ Anstiege, die wir in den Trainingsfahrten noch locker weggedrückt hatten, als echte Herausforderung. Ein zuckendes Gefühl im Muskel kündigt dessen baldige Aufgabe an und läd zum Trinken und „Im-Windschatten-Verstecken“ ein (sorry Jungs, meine Ausrede: ich bin Senior).
So gerade schaffe ich es mit der Vierergruppe auf die letzten Sechs flachen KM zum Ziel einzubiegen.
Meinen Meistertitel in der Masters-Kategorie vor Augen (von der Konkurrenz keine Spur) spare ich mir den Sprint um den letzten Top Ten Rang der Gesamtwertung und überquere erleichtert die Ziellinie.

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4:24h waren wir unterwegs, mein Tacho zeigt einen Schnitt von 27,3KM/h an. Und er zeigt auch die Uhrzeit an: Es sind gerade mal 11:24 Uhr, noch nicht mal Mittag!! Und dafür sind wir um Vier Uhr aufgestanden.
Es hat sich ja gelohnt, ich darf mich Deutscher Meister im MTB Marathon nennen.


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Günter Reitz – Vize Deutscher Meister in MTB Marathon Masters2

Günter (49) – Meine Silberne bei den Deutschen Meisterschaften MTB Marathon Furtwangen 2015 !!

Die Vorbereitung.
Wann beginnt man mit der Vorbereitung. Na klar direkt nach der letzten DM also im September 2014 nach dem Rennen in St. Ingbert mit der Frage an die Teamkollegen: „Wo ist den eigentlich die nächste DM?“ „In Furtwangen hab ich gehört!“ Furtwangen – schon mal gehört. Kurzer check im Netz, also Furtwangen im Schwarzwald, 13. September 2015, ca. 500km von der Heimat weg. Das ist das Saisonhighlight. Also zuerst mal Pläne schmieden wie man einen 6ten Platz in nen Podiumsplatz umwandelt. Leichteres Rad, 1×11, Wattmessung, leichterer Günter, härter trainieren. Wird fast alles umgesetzt. Zwischendrin auch mal Papa und Ehemann, ein bisschen Arbeiten und…..

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Dann wird’s langsam ernst. Anmelden, Startliste checken. Wer steht denn so drauf und mal zählen wo man landet – und: „Wird wieder nix mit dem Podium.“ Und dann steht da auch noch, Start um 7:00 Uhr. Mensch, die im Schwarzwald stehen aber früh auf. Ist es da überhaupt schon hell? Dienstags Anreise mit Wohnwagen und etwas Gepäck. Mittwoch und Donnerstag Strecken abfahren mit dem halben Team einheitlich im orangen Teamdress. Freitag Feed und Techzonen der Strecke mit dem Auto anfahren und nachmittags ne Runde durch Freiburg schlappen. War also nicht langweilig, denn wir mussten schließlich auch noch Rennstrategien, Radtechnik und Ernährungspläne ausführlich bequatschen. Samstags wurden wir mit der restlichen Teamtruppe und meiner Frau vollzählig. Abends gemeinsames Essen, noch mal ausführliche Lagebesprechung und ab in die Falle. Alles steht bereit, Wecker und Reservewecker sind auf 4:00 Uhr gestellt. Schlafen?! Hab ich auch schon besser. Aber ich hab was Schönes geträumt!

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Hab keinen Wecker gebraucht. Frühstück geht irgendwie runter. Ich bin nervös, hat aber „bestimmt“ keiner gemerkt. Ist doch eigentlich ein ganz normales Rennen. Warmfahren im Dunkeln – hab ich auch noch nicht gemacht. Startaufstellung und noch mal umschauen wer am Start ist. 10,9,8…..3,2,1 und ab geht die wilde Hatz. 1. Berg – die Beine sind gut. 2. .Berg – kleine Schwäche, das Team ist bei mir. 3. und 4. Berg – alles wieder gut. Ich liege auf Platz 2 der alten Männer und es läuft super.

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Ich fasse mich kurz: Also viele Mal rauf und auch wieder runter, ein paar Mal rechts und links. An jeder Verpflegung Flaschen und Anfeuerungen, alles perfekt organisiert. Mein absolutes renntechnisches Highlight und im Kopf eingebrannt: Wie WIR- Lucca, Mirko, Sascha und ich – hintereinander an der Spitze unserer Gruppe im orangen Dress eine Abfahrt runtergebrettert sind. 120km – 4Stunden 44Minuten und 4Sekunden.

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Jaaaaaaaaaaaa, ich bin als ZWEITER ins Ziel gefahren – Vize Meister Masters2!!!!!!!!
Im Ziel wird’s bei mir um die Augen leicht feucht, hat aber „bestimmt“ keiner gemerkt. Meine Frau ist die Erste, die gratuliert mit nem Schmatzer ins dreckige Gesicht. Unserem Mathias kann man auch gratulieren – Deutscher Meister Masters1 – Top. 2 ½ Stunden später gibt’s sauber und ordentlich angezogen endlich die große Belohnung:

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Siegerehrung, Geschenke, Fassbier und DIE „Deutsche Nationalhymne“, absolutes Gänsehautfeeling!! Das tut soooo gut.

Und dann kommt irgendwann die Frage: „Wo ist denn eigentlich die nächste DM?“ „In Saalhausen hab ich gehört!“ Schon auf der Rückfahrt nach Hause werden Pläne geschmiedet. Bei 500km hat man ja Zeit, ich bin so aufgekratzt, dass ich mit noch nem Kaffeestop zum Nordpol fahren könnte. Also bis 4.6.2016 Saalhausen NRW.
Ich darf noch e i n mal, danach bin ich für den BDR (Bund Deutscher Radfahrer) zu alt.

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