24h München mit Blitzeinschlag

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Text: Verena Müller

24h Std von München – Team Sportograf   Die 24h Stunden von München  sind unter Bikern nunmehr schon seit 13 Jahren ein Topereignis im Radsportkalender. Ausgetragen auf dem sporthistorisch betrachtet geradezu heiligen Boden des Olympiageländes, bietet der knapp 7 km lange, für Freiburger Verhältnisse eher untechnische und mit wenig Höhenmetern ausgestattete
Kurs doch so einiges an Spaß und Überraschungen.

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Unser Team fand sich spontan zusammen – aber solche Aktionen entpuppen sich meistens als die besten. Die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Rennen waren somit mehr als gegeben. Außerdem noch das Bombenwetter, ein Spitzenfahrerlagerplatz direkt an einer der Schlüsselstellen an der Rennstrecke und der Support in Form von Andis Familie und Romans Frau Bille.

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Olympiadownhill – für uns der größte Spaßfaktor

Andi ging als erster auf die Strecke, auf ihn wechselte Jan, dann kam Roman und als Schlußfahrerin dann Ich. Die Wechseltaktik war schnell entschieden: jeder sollte 2 Runden fahren, der Kurs gab es einfach her. Direkt nach der Wechselzone führte die Strecke zunächst über Kopfsteinpflasteruntergrund zwischen Olympiahalle und Schwimmstadion hindurch. Auf eine etwas knifflige Serpentine, die man in mehreren Varianten fahren konnte, folgte eine Miniwellenabfahrt mit drohendem Auslauf auf den Olympiasee (Zwangs-Badegefahr). Danach ging der Kurs eine Zeitlang um den See herum – eine gute Möglichkeit, entweder Windschatten zu fahren oder einfach nur zu ballern. Nach einer scharfen Rechtskurve folgte der erste Teilanstieg auf den Olympiaberg, der dann in den einzigen Singletrail der Strecke mündete. Nach dem letzten Minianstieg dann der Olympiadownhill – für uns der größte Spaßfaktor, wenn auch kurz. Das nächste
Teilstück führte durch den Park, wiederum ein Flachstück zum Drüberhämmern, gefolgt von einem Mini-BMX-Parcours und dann dem fiesesten Teil der Strecke – die gefürchtete Rampe hinauf ins Olympiastadion, durch dessen obere Ränge der letzte Streckenabschnitt führte – jedes Mal ein atemberaubender Blick.

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Blitzeinschlägen in den Olympiaturm

Andi legte bei gefühlten 35 Grad eine sehr gute Startrunde hin. Das anfängliche Chaos in der Wechselzone entzerrte sich mit zunehmendem Rennverlauf. Alle 4 Fahrer fuhren konstante Runden und das Team pendelte sich auf der 4. Position ein – immer mit Sichtweite auf den 3. Platz. Gute Beine, gutes Wetter, beste Stimmung, vor allem im Hinblick auf die bevorstehenden Nachtrunden. Die Unwetterwarnung vom Vormittag hatte somit keiner mehr auf dem Schirm… Um 21.15 Uhr dann Rennabbruch. Von Westen her hatte sich eine heftige Unwetterfront in Form von dunklen Wolken und starkem Wind hergeschoben. Innerhalb kürzester Zeit mußte das Fahrerlager geräumt bzw. in die Olympiahalle evakuiert werden. Zu Recht – das anschließende Unwetter mit Starkregen und Blitzeinschlägen in den Olympiaturm war mehr als heftig. Dann, gegen 23 Uhr, die Entwarnung.

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Wir konnten zurück ins Fahrerlager. Um 4 Uhr morgens sollte kommuniziert werden, ob das Rennen fortgesetzt werden würde. Und es ging weiter – auf etwas verkürztem Kurs ging Andi um 5 Uhr dann erneut an den LeMans-Start. Leider war durch die Unterbrechung Chaos bei der Zeitnahme entstanden.  Das Team wußte nie so richtig, wo es stand. Somit war die Taktik klar – Vollgas.

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Mit offenem Schnellspanner gefahren

Jan hatte dann die erste und einzige Panne – Kettenriss in der Nähe des Fahrerlagers. Roman sprintete los und tauschte das Bike mit Jan, somit entstand kaum Zeitverlust. Es wurde sehr schnell wieder sehr warm – Roman und Andi blieben konstant, nachdem sie am Vortag aufgedreht hatten. Bei  Jan und Verena  stieg mit zunehmendem Rennverlauf der Spaßfaktor  – erkennbar am Dauergrinsen und den immer schneller werdenden Rundenschnitten. Andi hatte ein undefinierbares Geräusch am Rad, das ihm den letzten Nerv raubte und ein wenig auf seine Stimmung drückte – wie sich heraus stellte, ist er das komplette Rennen mit offenem Schnellspanner gefahren. Roman bewies seine Qualität, indem er als einziger drei Runden fuhr. Leider verlief das Rennende dann etwas chaotisch.
Verena sollte die Schlußrunde fahren, Jan hatte nochmal zwei schnelle Runden hingelegt und war um 11.24 Uhr in der Wechselzone, da bis 11.30 Uhr noch ein Wechsel möglich war. Dieser fand dann aber leider nicht mehr statt – das Feld hatte bereits begonnen, sich für die gemeinsame Abschlußrunde aufzustellen. Das Team beendete das Rennen nach ersten Ergebnissen auf einem etwas irritierenden 6. Platz. Nach Rücksprache mit dem Veranstalter erfolgte dann die Korrektur – offizielles Ergebnis ist somit Platz 4.

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Das Team:

Andi Überrhein: hartgesottener 24h-Stunden Veteran, der so was gerne auch mal solo macht und auch der mit der meisten Erfahrung – um nicht zu sagen, der einzige mit Erfahrung.

Jan Bürger: Triathlet/Kampfmaschine und durch seine wenige Monate alte Tochter geübt im Umgang mit Schlafentzug, aber noch nie ein 24h-Rennen gefahren.

Roman Richthammer: Modell-Triathlet aus Schleswig-Holstein. Noch nie ein 24h-Rennen gefahren. Noch nie ein Mountainbikerennen gefahren.

Verena Müller: Vollhobby. Die Vorbereitung auf eine lange Nacht auf dem Bike bestand u.a. aus Tanzintervallen in Schmitz Katze und dem Verschlafen von Teamausfahrten im Vorfeld.

2 Gedanken zu “24h München mit Blitzeinschlag

  1. Hi, Verena!
    Schön geschrieben und Glückwunsch zum 4ten Platz 🙂 Du bringst die Stimmung und das Rennen in München schön auf den Punkt. Es war auch mein erstes 24h Rennen mit Blitz und Donner und Evakuierung.
    Allerdings möchte ich eine Anmerkung zum letzten Absatz machen: so wie Du das schreibst klingt es so, als hätten Dir die anderen Fahrer durch Ihre Feierlaune die Chance auf die letzte (schnelle) Runde geraubt. Das ist aber so nicht korrekt: die letzte Runde hätte nicht bis 11:30 begonnen, sondern spätestens um 11:30 beendet sein müssen. Und bei einem Wechsel um 11:24 hattest Du schlicht keine Chance, noch eine (gewertete) Runde hinzubekommen.
    Schöne Grüße, Martin

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  2. Jo – das haben wir dann im Nachhinhein auch kapiert – aber egal – den Spaß hat es uns nicht versaut – dafür, daß wir mehr als unvorbereitet waren – umso besser!!!

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